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Auch wenn die Ukraine ab 1. Jänner 2025 kein russisches Gas mehr in den Westen zulassen würde, werde es in den nächsten beiden Wintern in Österreich keine Gasknappheit geben, versichert E-Control-Vorstand Alfons Haber.
„Der Import von russischem Gas über die Ukraine und die Slowakei nach Baumgarten kann vollständig durch Importe über Deutschland und Italien ersetzt werden“, sagte Haber am Montagabend vor Journalisten in Wien.
„Dieses Szenario, dass jemand in Europa erfriert, gibt es nicht“, betonte die Leiterin der Gasabteilung der E-Control, Carola Millgramm. Solche Überlegungen seien „weit hergeholt“. Der Gasmarkt ist liquide, die Gasspeicher sind gut gefüllt und nach der ersten Gaskrise im Jahr 2009 wurden europäische Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Hinzu kommt die europäische Versorgungssicherheitsverordnung mit Solidaritätsmechanismen für geschützte Kunden.
Gasverbrauch um ein Fünftel reduziert
Die notwendigen Transportkapazitäten für den Import von nicht-russischem Gas stünden nun ebenfalls zur Verfügung, sagte Haber. „Seit dem 1. Oktober ist die Importkapazität über Italien auf 95 Terawattstunden pro Jahr gestiegen. In Deutschland liegt die Importkapazität bei 90 Terawattstunden.“ Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag der Gasverbrauch Österreichs bei 96 TWh, im Jahr 2023 waren es nur noch 75,64 TWh. „Das entspricht einer Reduzierung des Gasverbrauchs um rund 21,4 Prozent“, sagt Haber. Auch in diesem Jahr wird der Verbrauch in Österreich bei rund 75 TWh liegen. Der Gesamtverbrauch in Europa beträgt 3.600 TWh pro Jahr.
Vor allem norwegisches Pipelinegas und US-amerikanisches LNG kämen über Deutschland. Auf dem italienischen Gasmarkt sind algerische Pipelinegas- und LNG-Lieferungen die Hauptquellen. Für Österreich wichtige LNG-Terminals befinden sich in Holland, Belgien und Deutschland sowie in Norditalien. In Belgien und Italien handelt es sich hauptsächlich um Gas aus Katar. Laut E-Control liegt der Anteil von US-LNG in Belgien bei rund 20 Prozent und in Italien bei rund 40 Prozent.
Ab 2027 soll mit dem WAG-Loop-Ausbau auch die Importroute über Deutschland gestärkt werden, wodurch die Importkapazität aus Deutschland auf 117 TWh pro Jahr steigen wird, sagte Haber. Darüber hinaus hat Österreich eine strategische Gasreserve von 20 TWh aufgebaut und dafür 3,95 Milliarden Euro ausgegeben. Die Pflicht zur Aufrechterhaltung dieser Landesreserve wurde vom Nationalrat bis zum 1. April 2026 verlängert.
Gasspeicher zu 90 Prozent gefüllt
Insgesamt sind laut Haber in den österreichischen Gasspeichern rund 92 TWh Gas gespeichert und die Speicher sind zu 90 Prozent gefüllt. Zuletzt habe es jedoch „Falschmeldungen“ gegeben, dass nur ein kleiner Teil des in den Speichern befindlichen Gases für den österreichischen Markt verfügbar sei, empörte sich die Energieregulierungsbehörde. Tatsächlich sind von den gespeicherten 92 TWh rund 33 TWh für österreichische Endkunden reserviert, weitere 16 TWh werden „höchstwahrscheinlich“ auf dem österreichischen Gasmarkt verbleiben. Ein Teil der Speicherkapazitäten wird von ausländischen – überwiegend deutschen – Speicherkunden genutzt. „Sie haben auch die Möglichkeit, die Mengen auf der virtuellen Handelsplattform in Österreich – also auch über die Börse – zu handeln und den österreichischen Gaskunden zur Verfügung zu stellen. Entscheidend dafür, ob sie dies tun, ist die Preisdifferenz auf der.“ Großhandelsmärkte.
Die Gasspeicher werden von OMV und RAG Österreich betrieben. Das Gas aus dem RAG-Speicher Haidach ist nun auch an das österreichische Fernleitungsnetz und das Gasverteilungsnetz angeschlossen. Tirol und Vorarlberg werden über Deutschland mit Erdgas versorgt.
US-Sanktionen gegen Gazprombank
Es ist noch unklar, ob sich durch das Auslaufen des Gastransitvertrags zwischen der Ukraine und Russland überhaupt etwas ändern wird. Der ukrainische Pipelinebetreiber könne Händlern, die russisches Gas kaufen, Transportkapazitäten über eine Buchungsplattform anbieten, erklärte Millgramm. Ob sich jemand Kapazitäten gesichert hat, wird sich wohl erst kurz vor dem Jahreswechsel herausstellen. „Jedenfalls wissen wir es nicht.“ Weitere Unsicherheit für die Gasflüsse entsteht durch die ab dem 20. Dezember geltenden US-Sanktionen gegen die russische Gazprombank, über die Zahlungen zwischen Gazprom Export und seinen Handelspartnern in Europa und der EU abgewickelt werden.
Laut E-Control wird sich der Anstieg der Großhandelspreise in den letzten Wochen zunächst nur „marginal“ auf die Haushaltspreise auswirken, da die Beschaffung bereits erfolgt ist und die Mehrheit der Haushaltskunden über Festpreisverträge verfügt.
Dass das Gaspreisniveau in Europa durch die Abkehr von russischem Gas steigen könnte, wird grundsätzlich nicht diskutiert. Es war in der Vergangenheit unbestritten, dass russisches Gas tendenziell günstiger war als Gas aus anderen Quellen, insbesondere aus Norwegen oder den Niederlanden. Russland hat im Vergleich zu vielen anderen Ländern niedrigere Produktionskosten und exportiert Erdgas im Rahmen langfristiger Lieferverträge, deren Preise häufig an den Ölpreis gekoppelt sind. Nachbarländer wie Weißrussland und die Ukraine mit engen Wirtschaftsbeziehungen zu Russland erhielten Gas deutlich günstiger als westeuropäische Länder. Allerdings sind in den letzten Jahren, insbesondere nach der Annexion der Krim und der russischen Invasion in der Ukraine, die Preise für russisches Gas auf den internationalen Märkten deutlich gestiegen. Haber erläuterte, dass sich durch die Liberalisierung des Gasmarktes in den letzten 20 Jahren auch die Preisgestaltung verändert habe. An der Börse findet derzeit eine Preisbildung statt. Auch in vielen bilateralen Verträgen ist die Börse Grundlage für die Preisgestaltung.
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