Die Lawine von Galtür: Der weiße Tod, der bis ins Zimmer rollte

Die Lawine von Galtür: Der weiße Tod, der bis ins Zimmer rollte

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Vor 25 Jahren verschüttete eine Lawine in Galtür Menschen in ihren Häusern. Wie konnte es dazu kommen? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was genau geschah am 23. Februar 1999 im Tiroler Skigebiet Galtür?

Am 23. Februar 1999 stürzte gegen 16 Uhr eine gigantische Lawine in die Gemeinde Galtür, ein Hochgebirgsdorf in den Tiroler Alpen. Sie bricht am Westhang des Grieskogels auf einer Höhe von 2.700 Metern ab und reißt Häuser, Autos und Menschen mit sich. Es erfasst einen ganzen Bezirk. Derzeit sind rund 800 Einheimische und 3.500 Touristen in Galtür. Vor dem Lawinenabgang hatte es wochenlang geschneit, die Zufahrtsstraße nach Galtür war seit dem 17. Februar unpassierbar. Es gilt die höchste Lawinenwarnstufe. Hubschrauber bringen Lebensmittel in die Stadt.

War die Lawine von Galtür die einzige, die sich ereignete?

Nein. Einen Tag nach Galtür stürzte eine weitere Lawine ins benachbarte Valzur. Der Ort gehört zur Gemeinde Ischgl. Allerdings engagiert Ischgl einen Berater, der den Medien mitteilt, dass diese Lawine auch in Galtür passiert ist: Es funktioniert. Der zweite Lawinenabgang wird fälschlicherweise nicht Ischgl, sondern Galtür zugeschrieben.

Wie viele Menschen wurden begraben und wie viele starben?

In Galtür sind mehr als 50 Menschen begraben. 31 von ihnen sterben, darunter sechs Einheimische und 25 Urlauber. Der letzte Überlebende wurde drei Stunden nach dem Lawinenabgang gefunden, der letzte Tote vier Tage später. In Ischgl-Valzur sterben sieben der zehn Bestatteten. Unter den Toten sind insgesamt zwölf Kinder.

Warum war Hilfe von außen zunächst nicht möglich?

Der Schneesturm ist zu stark und Hubschrauber können nicht fliegen. Die Bewohner und Touristen in Galtür sind auf sich allein gestellt. Sie bilden Suchtrupps, stechen mit meterlangen Sonden in den Schnee und graben, sobald sie auf Widerstand stoßen – doch der Schnee ist hart wie Beton. Am Tag nach dem Lawinenabgang lichtete sich die Lawine am Morgen kurzzeitig und Helikopter flogen die Verletzten heraus. Doch am Nachmittag kehrt der Schneesturm zurück und Galtür wird erneut abgeriegelt. Erst am 25. Februar geht es los: Helikopter starten und landen, auf der einen Seite fliegen sie nach Galtür und auf der anderen wieder hinaus mit den Evakuierten an Bord. Unterstützung erhält das Österreichische Bundesheer aus dem Ausland, auch größere Hubschrauber beispielsweise aus den USA sind im Einsatz.

Wie konnte sich eine solch gigantische Lawine aufbauen?

Vor dem Lawinenunfall gibt es mehrere Perioden mit viel Neuschnee, der sich jedes Mal gut setzen kann. Dadurch verzahnen sich die einzelnen hohen Schneeschichten miteinander und bleiben übereinander liegen. Hinzu kommt der Wind, der noch mehr Schnee auf die Schichten bläst und diese weiter wachsen lässt. Wenn sie zu schwer werden, entsteht ein Riss in der Schneedecke. Die Schneeplatte bricht ab und stürzt als Staublawine mit 300 Stundenkilometern zu Tal. Der Lawinenkegel, der in Galtür zur Ruhe kommt, ist 400 Meter breit und acht Meter hoch.

Was geschah mit dem damaligen Bürgermeister von Galtür, Anton Mattle?

Anton Mattle (ÖVP) war zum Zeitpunkt des Lawinenunglücks Bürgermeister von Galtür. Weniger als zwei Wochen nach dem Unglück fand am 7. März 1999 die Tiroler Landtagswahl statt. Die ÖVP mit Landeshauptmann Wendelin Weingartner erreichte 47 Prozent und bleibt damit die stimmenstärkste Partei. Auch Mattle bleibt Bürgermeister. Seine Amtszeit dauert von 1992 bis 2021. Im Oktober 2022 wird er Tiroler Landeshauptmann.

War menschliches Versagen mitverantwortlich für die Katastrophe?

Dies ist nicht abschließend geklärt. Nach den Lawinenkatastrophen in Galtür und Ischgl-Valzur gingen mehrere Meldungen ein: gegen Bürgermeister Anton Mattle, gegen den Landecker Bezirkshauptmann Erwin Koler und gegen den damaligen Landeshauptmann Wendelin Weingartner. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt. Aber es gibt keinen Prozess. Anfang 2001, zwei Jahre nach den Katastrophen, stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein. Die Begründung bezieht sich auf einen Bericht von SSchweizerisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos bezeichnet, nach dem sich die Lawine ereignete ein derart katastrophales Ausmaß sei „nicht vorhersehbar“ gewesen.


„Galtür. „Der weiße Tod.“ ist ein fünfteiliger Dokumentations-Podcast der WZ über die Galtürer Lawine, der von den WZ-Moderatoren Petra Tempfer und Bernd Vasari erstellt wurde. Die Folgen erscheinen wöchentlich jeden Freitag vom 16. Februar bis 15. März wz.at und überall gibt es Podcasts.

Geographische Karte von Galtür in Westtirol.
Die Kleinstadt Galtür liegt am Ende des Paznauntals in Tirol.
© Abbildung: WZ

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