Von der Hysterie zum Burnout: Immer mehr Menschen psychisch krank?

Von der Hysterie zum Burnout: Immer mehr Menschen psychisch krank?

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WZ I Eva Stanzl

Zurück zum Erfinder der Psychoanalyse, Sigmund Freud: Welches Krankheitsbild beschrieb das Wort Hysterie? Oder war es nur ein Sammelbegriff für verschiedene Symptome?

Stephan Döring

Damals ging man bereits davon aus, dass es sich um eine Krankheit handelte. Wir verwenden den Begriff auch heute noch, allerdings eher als eine Konstellation, die wir als histrionische Persönlichkeitsstörung bezeichnen. Der Begriff Hysterie wurde verboten, weil er frauenfeindlich sei. Die alten Griechen sagten, dass der Hysteros, also die Gebärmutter, im Mutterleib der Frau umherwandert und sie verrückt macht. Deshalb sagen wir heute „Theater“, was auch etwas respektlos ist, zumal die „Theater“ im antiken Griechenland Schauspieler waren.

WZ I Eva Stanzl

Und woraus besteht diese „theatralische Konstellation“?

Stephan Döring

Es beschreibt eine bestimmte Entwicklung, die nicht optimal verläuft, wenn bestimmte Erfahrungen im Dreieck mit Vater und Mutter gemacht wurden. Freud nannte dies den Ödipuskomplex, der, wenn er nicht überwunden wird, zu einer inneren Wiederherstellung dieser frühen Erfahrungen im Laufe des Lebens führt. Allerdings sah Freud viel häufiger sehr dramatische Manifestationen mit körperlichen Symptomen als wir heute. Die Frauen, die er behandelte, fielen oft in Ohnmacht. In alten Filmen ist immer ein Herr in der Nähe, der sie auffängt. Für junge Frauen war die Ohnmacht damals eine Chance, den Kontakt zu einem jungen Mann zu suchen, denn die meisten anderen Dinge waren ihr verboten, solange sie nicht verheiratet war. Heutzutage würden junge Frauen wahrscheinlich gnadenlos auf dem Bürgersteig landen, weil Männer nicht wüssten, was sie tun sollen. Aber damals war es eine kulturspezifische Form der Annäherung, die erlaubt war. Heutzutage gibt es völlig unterschiedliche Möglichkeiten des Kontakts, unter anderem durch Essstörungen oder Selbstverletzung.

Stephan Döring

Dies geschieht meist unbewusst. Symptome einer psychischen Erkrankung werden nicht absichtlich vorgetäuscht. Nur ein kleiner Teil verhält sich diesbezüglich straffällig und moralisch fragwürdig, etwa wenn jemand vorzeitig in Rente gehen möchte und dies auch vortäuscht. Aber sonst entstehen Symptome unbewusst und man kann niemandem die Schuld dafür geben. Jedes Symptom hat auch eine kommunikative Funktion, etwa dadurch, dass jemand seinem Beziehungspartner signalisiert, was mit ihm los ist, und das löst die eine oder andere Reaktion aus, und das ist zum Teil durch den Wunsch motiviert, eine bestimmte Reaktion zu bekommen.

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