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Am Freitagabend wurde ein verdächtiges Paket vor der Tür der Zeugen Jehovas in Kalsdorf abgestellt. Einen Tag später die schockierende Gewissheit: In dem Paket war eine Bombe versteckt. Die beiden verantwortlichen Entschärfer zeigen, wie sie den Sprengsatz bergen konnten, bevor er explodierte.
Bombenalarm am Freitagabend bei Zeugen Jehovas in Kalsdorf: Im Eingangsbereich der Religionsgemeinschaft wurde ein etwa 50x12x12 Zentimeter großes Paket gefunden. Sofort kamen Erinnerungen an den letzten Sommer hoch – vor fast einem Jahr explodierten während einer Gebetsstunde zwei an Autos befestigte Bomben. Am Freitag wurde das Gebiet schnell abgesperrt und rund 50 Bewohner evakuiert. Sprengstoffexperten und Spürhunde kamen vor Ort – sie hielten die angebliche Bombe für verdächtig echt. So wurde der Entschärfungsservice auch in der Grazer Niederlassung von Cobra angefragt, inklusive Hightech-Robotern. Eines fürs Grobe und eines fürs Feine. Vor zwei der betreffenden Roboter steht am Sonntagnachmittag der verantwortliche Entschärfer Richard Binder. „Der eine ist eher ein Feinmotoriker, der andere eher ein rauer Typ“, erklärt er. Intern würden sie auch „Max“ und „Theo“ heißen. „Unsere Roboter werden sehr oft eingesetzt, weil wir immer vom Schlimmsten ausgehen, um uns zu schützen.“ Dies war auch an diesem Freitag der Fall: Als sie am späten Abend alarmiert wurden, fuhren sie an den Rand der Sperrzone. Binder und sein Kollege setzten sich ans Steuer des sicheren Polizeiautos, während die Roboter auf das Gebetshaus zusteuerten. „Meine Aufgabe war es, das Paket zu entschärfen, aber ich habe mich entschieden, vorerst zu evakuieren“, sagt Binder. Das heißt: Die beiden Entschärfungsgeräte brachten den verdächtigen Gegenstand zu einem Spezial-LKW. Dort wurde das Paket in eine hochsichere Sphäre, ein sogenanntes Sprengstoffunterdrückungssystem, gebracht. Damit war die Gefahr vorerst gebannt und die Bewohner konnten aufatmen. War das für Binder eine Routineoperation? „Wenn ich Sorgen oder Ängste hätte, würde ich meine Uniform sofort ausziehen“, sagt der erfahrene Experte. Immerhin übt er diesen Job nun schon seit 18 Jahren aus. „Ich sage meiner Frau auch nur, wohin ich gehe, mehr nicht.“ Binder: „Ich bin kein Hellseher.“ Die gefährliche Arbeit für die Entschärfer können die Geräte nicht immer übernehmen, „oft muss man sie durchmachen.“ Hand“, sagt Binder. Anschließend kommt ein 40 Kilogramm schwerer Schutzanzug zum Einsatz. Dies soll im Notfall eine Hilfe sein, wenn die Hände zum Arbeiten unbedeckt bleiben müssen. Binder weiß: „Ich bin kein Hellseher, eine Entschärfung kann immer schief gehen.“ Er ist froh, dass er beim Einsatz in Kalsdorf nichts selbst tun musste – auch wenn er lernen muss, die Roboter zu steuern. „Man muss drei bis vier Monate trainieren, um sie nutzen zu können“, erklärt Binder, „aber dann können sie 60 Prozent der Hand ersetzen.“ Ausgestattet mit Kameras, Röntgengeräten oder Winkelschleifern überstehen die Geräte sogar eine Explosion. Sie werden auch im Falle einer nuklearen Kontamination eingesetzt. Über den Stand der Ermittlungen hielt sich Binder am Ostersonntag bedeckt: „Wir haben die Bombe bereits demontiert, mehr wollen wir aber aus taktischen Gründen nicht dazu sagen.“ Auch über mögliche Täter wissen wir noch nichts. „Wir haben bereits einige Befragungen durchgeführt, aber die Ermittlungen werden auf jeden Fall Tage dauern“, sagt Polizeisprecher Markus Lamb. Polizei weiterhin in Alarmbereitschaft Die Ermittler hoffen weiterhin, dass Anwohner oder Passanten in der Nähe des Königreichssaals in Kalsdorf verdächtige Personen mit einem Paket gesehen haben. Lamb appelliert: „Zögern Sie nicht, Anmerkungen zu machen, wir sind für jede Information dankbar.“ Bei dem Anschlag im Sommer 2023 konnten jedoch keine Täter gefunden werden. Die Polizei warnt zudem vor möglichen Folgetaten im Umfeld der Zeugen Jehovas. „Unsere Schutzmaßnahmen wurden verschärft und bleiben bis auf Weiteres bestehen“, sagt Lamb. Es kommt immer häufiger zu Patrouilleneinsätzen und es besteht persönlicher Kontakt zu Angehörigen der Zeugen Jehovas. Alle Gottesdienste sollen nach Angaben der Religionsgemeinschaft weiterhin wie geplant stattfinden. Markus Kakavis, Sprecher der Zeugen Jehovas, sagt: „Wir als Religionsgemeinschaft sind vor allem froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist und sind dankbar, dass die Polizei dies so ernst nimmt.“ Wir kümmern uns nun seelsorgerisch um alle Betroffenen in unserer Glaubensgemeinschaft.“
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